Laila

Wenn Laila in den Libanon fährt, bringt sie ihren Verwandten oft Kaffeetassen mit dem Berliner Bären mit. Auf dem Rückweg hat sie Messinggeschirr und Gewürze im Gepäck. In ihrer Berliner Wohnung gibt es viele Dinge aus dem Libanon und in ihrer Beiruter Wohnung viele Souvenirs aus Deutschland.

Laila ist beides: Deutsche und Libanesin. Ihr Vater kam in den 1960er Jahren zum Arbeiten nach Berlin und lernte hier ihre Mutter kennen, eine Deutsche. Laila und ihre beiden Geschwister sind in Berlin geboren. 1979 zog die Familie dann in den Libanon, damit die Kinder auch mit der arabischen Kultur und Sprache des Vaters vertraut werden. Im Libanon herrschte Bürgerkrieg. Laila hatte damals große Angst in Beirut, aber glücklicherweise passten die Schutzengel auf sie auf, sagt sie.

Laila war damals 10 Jahre alt, konnte kaum Arabisch und wusste nichts über Religion. Doch sie hat die Sprache schnell gelernt und wollte auch unbedingt Kopftuch tragen – angeregt durch einen Film über eine Nonne, die ja auch den Kopf bedeckt hatte. Damals dachte sie, Nonne sei ein Beruf. Ihre Schwester entschied sich gegen das Kopftuch. Der Vater hat beiden Mädchen die Wahl gelassen.

1986 kam die Familie zurück und lebt seitdem in Berlin. Lailas Vater ist vor einigen Jahren gestorben. Auf seinen Wunsch hin wurde er in seinem Heimatdorf im Libanon begraben. Laila stand ihrem Vater sehr nahe. Er hat ihr immer viel Freiraum gelassen und ihre Erziehung wesentlich geprägt. Dabei war er oft »deutscher« als die Mutter.

»Wir sollten die guten Sachen von den Deutschen übernehmen und die guten Sachen von den Arabern, so ein Mischmasch«, sagt Laila. Von den Deutschen zum Beispiel die Pünktlichkeit und von der arabischen Kultur die Religiosität und Barmherzigkeit.

Laila fühlt sich auch in beiden Kulturen zu Hause, spricht Deutsch und Arabisch, je nach Situation. Als sie von den Berliner Behörden einmal aufgefordert wurde, einen Integrationskurs zu machen, hat sie sich sehr darüber geärgert und dem Sachbearbeiter ihre Meinung gesagt.

Seit 2007 ist Laila verheiratet. Sie hat lange nach einem passenden Mann gesucht, denn sie wollte keinen typisch arabischen »Macho-Mann«, aber auch keinen typisch deutschen. Am Ende hat sie im Libanon durch Zufall den Richtigen gefunden.

Im Moment macht Laila eine Umschulung zur Bürokauffrau. Ihr Traum ist es, zusammen mit ihrem Mann ein Geschäft mit Imbiss aufzumachen, »irgendwas mit Lebensmitteln, weil wir ja beide sehr gut kochen können. Ich lerne ja jetzt Buchhaltung, dann kann ich das Geschäft gut leiten.«