Christa

Christa hat sechs Enkel im Alter zwischen vier und 28 Jahren. Das hält sie jung und auf dem Laufenden: Sie spielt auf der Wii mit den Jüngeren und kennt die neueste Musik der Älteren, von denen einer in einer Band spielt und der andere in verschiedenen Clubs in Berlin auflegt. Bei sich zu Hause hört sie allerdings eher klassische Musik.

Christa ist 1935 in Berlin geboren. Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte sie in einem kleinen Dorf in Thüringen, wohin die Familie dank der Voraussicht der Mutter evakuiert war. Ihre Eltern, die beiden jüngeren Schwestern und sie waren auf dem Hof einer Bauern­familie unter­gebracht. Von dort aus sahen sie die ersten ameri­kanischen Panzer auf das Dorf zufahren. Christas Vater hatte lange in Ägypten gelebt und sprach sehr gut Englisch. So konnte er den Soldaten schnell sagen, dass niemand im Dorf mehr kämpfen wolle. Damals war Christa 10 Jahre alt, aber sie kann sich noch gut an die Ereignisse erinnern.

Als die Familie dann nach Berlin zurück­kehrte, fand sie ihr Haus in Pankow zerstört vor und zog zu den Groß­eltern nach Steglitz. Dadurch ist Christa im »Westen« aufgewachsen und nicht im »Osten«, was sie vor allem nach dem Mauerbau als Glück empfand.

Solange sie denken kann, hat Christa sich immer sehr für Politik interessiert. Schon mit ihren Eltern hat sie zu Hause lange diskutiert, bei Bundes­tags­debatten konnte sie stunden­lang zuhören – »da flogen die Fetzen« – und beim Besuch Kennedys in Berlin war sie natürlich auch auf der Straße.

Heute läuft bei Christa meistens Info­radio und sie ist immer auf dem neuesten Stand. Manchmal ruft sie auch beim Sender an, z.B. wenn in Sport­sendungen nur über die Bundesliga der Männer berichtet wird und nicht über die Europa­meister­schaft der Frauen, selbst wenn die deutsche Nationalelf gewonnen hat – sowas geht nicht, findet Christa.

Als Christas Mann gestorben ist und ihre drei Kinder aus dem Haus waren, hat sie nochmal neu angefangen: Die ganze Einrichtung, »wie man sie damals so hatte, mit dunkler Schrankwand, die man sich in den 50er/60er Jahren angeschafft hat, weil es einfach „in“ war, das gefiel mir nicht mehr. Ich hab mir gedacht: Teure Möbel brauchst du dir nicht mehr zu kaufen, ich mach‘s mir jetzt so, wie es mir gefällt: leicht und locker und offen.«

Christa genießt ihren Lebens­abend und ist dabei sehr aktiv. Dreimal in der Woche geht sie zum Training ins Fitness­studio. Sie verreist gerne mit ihren Freundinnen und sie freut sich, wenn sie ihre Kinder und Enkel sieht. »Ich lebe gerne jetzt in meiner Zeit. Ich habe das Gefühl, dass ich mit meinem Leben sehr zufrieden bin.«