Pegah

Ein Leben ohne Musik kann Pegah sich nicht vorstellen. Sie hört am liebsten Hip-Hop und geht öfter zur Hip-Hop-Show »Rap am Mittwoch«. Sie lädt auch gerne Freunde zu sich nach Hause ein, wo dann Shisha geraucht und gerappt wird. Pegah hat einen großen Freundes­kreis, viele von ihnen machen Musik.

Pegah ist 24 und Bürokauf­frau von Beruf. Ihre Ausbildung hat sie im Öffent­lichen Dienst gemacht und seit kurzem arbeitet sie als Geschäfts­führerin bei den Museen Tempelhof-Schöneberg.

Sie spricht drei Sprachen – Deutsch und Persisch fließend sowie Englisch. Pegahs Lieblings­sprache ist Deutsch, »ist ja meine Mutter­sprache, eigentlich nicht, aber irgendwie doch … Wenn ich aufgeregt bin, spreche ich eher Deutsch, das ist meine Sprache.« Aufgewachsen ist Pegah in Berlin-Spandau. Ihre Eltern stammen aus dem Iran. Der Vater war dort Sänger und Journalist, die Mutter studierte Wirtschaft und arbeitete danach als Leiterin der Personal­abteilung in einer Fabrik. Als der Schah gestürzt wurde und Chomeini an die Macht kam, haben sie ihr Heimatland verlassen – wie viele liberale Iraner, die vor dem Religions­terror der Islamischen Revolution flüchteten. Kennen­gelernt haben sich die beiden erst in Berlin.

Pegah wurde nicht religiös erzogen, aber sehr streng. »Mein Vater sagte, „Ich bin immer noch ein persischer Vater!” Es war für ihn auch sehr schwer zu akzeptieren, dass wir jetzt hier in Deutschland sind, dass es hier mehr Frei­heiten gibt.« In der Pubertät führte das zu vielen Konflikten, aber heute bezeichnet Pegah ihre Eltern als die besten Freunde – und als Vorbilder. Sie ist stolz auf deren Lebens­leistung: »Sie haben viel erreicht, dafür, dass sie in ein fremdes Land kamen und die Sprache nicht konnten. Ich hoffe, ich erreiche auch mal so viel.« Pegahs Traum ist es, bald eine eigene Familie zu haben; einen Mann, ein Haus und Kinder.

Zum Herkunfts­land ihrer Eltern hat Pegah eine zwie­spältige Beziehung. Einerseits ist der Iran »ein sehr schönes Land« und viele ihrer Verwandten leben dort, andrer­seits kann sie »die Politik nicht gutheißen«. Sie war vor acht Jahren zum letzten Mal dort und fand den Besuch emotional bewegend, aber auch belastend. »Wenn du im Iran bist, erzählen alle von ihren Problemen ... Außerdem kann man im Iran nicht viel machen, du kannst nicht feiern gehen. Im Urlaub mach ich auch gern Sport, aber wenn ich draußen joggen gehe, dann muss ich das mit Kopftuch machen und den hängenden Mantel, Monto, tragen.«

In letzter Zeit hat Pegah angefangen, sich mit der Frage nach ihrer Religion auseinander­zusetzen, denn »eigentlich wäre ich vom Glauben her Muslima und Shiitin.« Sie hat sich einen Koran gekauft und möchte mehr wissen über den Islam.