Sadaf

Sadaf – der Name bedeutet Muschel und ihre Groß­eltern haben ihn für sie ausgesucht, weil sie Muscheln sehr gerne haben.

Sadaf ist im Januar 2001 in Afghanistan in der Provinz Ghazni geboren. Dort lebte sie in einem Haus aus Lehm und Stein, von ihrem Vater und ihrem Onkel selbst gebaut. Vor zwei Jahren ist sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder Kambiz (7 Jahre) und ihrer Schwester Sahar (15 Jahre) aus Afghanistan geflüchtet. An die Flucht denkt sie nicht gerne zurück, es war eine lange und schwere Reise. Die Familie kam über Griechen­land nach Deutschland und von Hamburg nach Berlin-Marienfelde in das Übergangs­wohnheim.

Um ihre Familie vor der Abschiebung zu bewahren, hat sie auf einer Veranstaltung zum 50. Jahrestag der Erinnerungs­stätte Notaufnahme­lager Marienfelde den Bundes­präsidenten Joachim Gauck persönlich um Hilfe gebeten und erreicht, dass die Familie bleiben darf. Sie engagiert sich sehr für ihre Eltern und Geschwister und fühlt sich auch für deren Zukunft und Glück verantwortlich.

In Afghanistan durfte Sadaf als Mädchen nicht zur Schule gehen, aber ihre Mutter brachte ihr und ihren Geschwistern Lesen und Schreiben bei. Die Gedanken an ihre Großeltern und Verwandten in Afghanistan und die instabile politische Lage dort machen sie traurig. Sie versucht, sich auf ihr Leben in Berlin zu konzentrieren. So hat sie sehr schnell Deutsch gelernt und spricht mit ihren Geschwistern nur noch Deutsch, da sie auch schon viele Wörter aus dem Darī, der persischen Sprache, vergessen hat. In der Grund­schule in Marien­felde hat sie viele neue Freunde und Freundinnen gefunden, mit denen sie gerne Musik von Rihanna, Miley Cyrus und Aryana Saeed hört.

Seit Sadaf in Berlin lebt, trägt sie kein Koptuch mehr – außer bei den Moschee­besuchen, die sie donnerstags mit ihrer Familie macht. Sie fühlt sich auch ohne Kopftuch als Muslima.

Sadaf wünscht sich für ihre Zukunft, dass sie in Berlin bleiben kann. Sie mag, dass man hier auf den Straßen den unter­schied­lichsten Menschen – Jungen, Alten, Frauen, Männern – begegnet und fühlt sich sehr frei in der Stadt. Sie weiß noch nicht, was sie später einmal werden will, vielleicht Friseurin. Ihre Eltern wünschen sich, dass sie Ärztin oder Lehrerin wird.