Theokleia

Theokleia hat in Athen Theater­wissen­schaften studiert und ist vor einem Jahr nach Berlin gekommen, um Theater­pädagogin zu werden. Das ist ihr großer Traum. Für dieses Ziel versucht sie momentan, schnell und gut Deutsch zu lernen. Sie besucht einen Intensiv-Sprachkurs und verdient gleich­zeitig als Verkäuferin in einem Modegeschäft Geld zum Lebensunterhalt.

Die ersten Wochen in Berlin waren hart für sie. Es war Winter und sehr kalt und dunkel. Sie kannte niemanden. Eine Tante in Griechenland schlug ihr vor, einen griechischen Freund von ihr zu treffen, der in Berlin war, ein Maler. Theokleia ging hin und es stellte sich heraus, dass er auch Tango unter­richtet. Als er sie fragte, ob sie nicht Tango tanzen wolle, hatte sie gleich Lust. In dieser schwierigen Zeit in Berlin war der Tango eine große Hilfe. Durch die Tango­schritte lernte sie, dass es Sinn macht weiter­zugehen, egal, was passiert.

Ihr Tangolehrer ist der Einzige, mit dem Theokleia in Berlin Griechisch redet. Sonst hat sie keinen Kontakt zu Griechen. »Die griechischen Kreise sind oft sehr geschlossen und es geht immer um die gleichen Themen. Das interessiert mich nicht so.«

Die Krise in Griechenland und die Frage, wie dort alles weiter­gehen wird, ist ein großes Thema bei den jungen Griechinnen und Griechen, die ihr Heimatland verlassen haben, weil sie anderswo bessere Chancen sehen. Auch Theokleias Freundeskreis ist in alle Winde verstreut. Ab und zu machen sie eine Skype-Konferenz, damit sie einander sehen und sprechen können: Berlin – München – London – Athen.

Inzwischen wohnt Theokleia in einer Wohn­gemeinschaft, in der sie sich sehr wohlfühlt. Zentraler Platz ist dort die Küche. Sie kocht gerne und viel, manchmal auch für Freundinnen und Freunde. Besonders mag sie die alten Familien­rezepte mit den geheimen Kniffen ihrer Groß­mutter. Sie findet das merkwürdig; bevor sie nach Deutschland kam, hatte sie vor allem Interesse an spanischer und französischer Küche. Doch nun bereitet sie lieber »Zucchini-Käse-Pita« zu, ein traditionelles griechisches Gericht.

Theokleia hat das Gefühl, in Berlin angekommen zu sein. Weil sie sich weniger Sorgen macht als zu Beginn, geht sie mit einem offeneren Blick durch die Straßen und entdeckt Berlin als eine Stadt, die an allen Ecken Geschichte erzählt.

Im Moment steht Theokleia vor einer schwierigen Frage: Soll sie ihren Traum, als Theater­pädagogin zu arbeiten, weiter verfolgen, obwohl ihr das sehr unsicher erscheint? Oder soll sie einen »sicheren« Weg ein­schlagen und eine Aus­bildung zur Erzieherin machen, um auf dem Arbeits­markt in Berlin Fuß zu fassen?